Weihnachten - Horror oder Oase? Teil 2


Vor zwölf Jahren war ich schwanger an Weihnachten, im gleichen Jahr war mein Papa gestorben, und um alles anders zu machen, habe ich meine Mutter und meine Schwester an Heiligabend eingeladen. Es war schön und eine bisschen traurig. In den zwei darauf folgenden Jahren feierten wir alle bei meiner Mama im Haus, merkten aber zunehmend, dass es für sie einfach Stress pur war. Auch meine Schwester gründete eine Familie und bekam schnell hintereinander zwei Kinder. Sie feiert jetzt an Heiligabend mit ihrer Familie dort, wo sie wohnt (zirka 200 km von uns entfernt). Mama und Schwiegermutter sind seitdem bei uns.

 

Am ersten Weihnachtsfeiertag kommen dann Schwester und Familie auch noch dazu. Ich habe die letzten Jahre für alle Suppe gekocht, die Kinder mögen aber keine Suppe, also gab es Pommes, Chicken Nuggets und Köttbollar. Eigentlich wollten aber dann alle nur Chicken Nuggets, es gab großes Geschrei, es schien, als würden alle gleich verhungern...

 

Einmal lief just an diesem Vormittag, als ich gerade kochte, der Abfluss der Spüle über. Chaos pur. Ich war fix und fertig. Überhaupt "leuchtende Kinderaugen": mein Sohn ist ein Einzelkind und hat sowieso immer schon alles. Mit den Geschenken, die ich vergangenes Jahr liebevoll ausgesucht hatte (ein Buch, ein Spiel...), war er gar nicht zufrieden. Da muss schon was Elektronischen oder Großes her. Die Tage vor Weihnachten ist er so nervös, dass er schlechte Laune hat, die ist ansteckend. Ich spüre immer ganz genau, wie es ihm geht. Das ist kein Spaß.

 

So, jetzt aber Schluss mit Jammern: irgendwann wird die Schenkerei ganz abgeschafft werden. Mit meiner Schwester mache ich das schon lange. Das heißt, wir verreisen lieber jedes Jahr ein paar Tage miteinander, statt uns etwas zu schenken. Ich habe einen Rat befolgt und so gut wie alle Geschenke online bestellt. Ich weiß, ökologisch bedenklich und man sollte die Läden vor Ort unterstützen, aber das mache ich den Rest des Jahres, vor Weihnachten kann ich nicht in die überfüllten Kaufhäuser, Buchläden und Shoppingcenter, das macht mich verrückt.

 

Es muss an Heiligabend kein perfektes Drei-Gänge-Menü samt handgeschriebener Kärtchen und ausladender Tischdeko geben wie früher, als ich noch kein Kind hatte. Dieses Jahr werde ich einfach leckere Zutaten einkaufen, daraus wird dann das Beste gemacht. Mein Mann kann kochen, wenn der Rest in der Christmette ist. Am ersten Feiertag gibt es kein Mittagessen für alle in meiner viel zu engen Küche. Wir treffen uns nachmittags zum Plätzchenessen. Fertig.

 

Der Baum ist schon gekauft (ganz unspektakulär und schnell, allein ;-)) und wird zusammen mit dem Kind geschmückt, wenn uns danach ist... Und die Wohnung muss auch nicht perfekt sauber sein. Ich denke nicht, dass jemand kontrolliert. Perfektionismus kann manchmal gut sein, an Weihnachten jedoch nicht. Basta.

 

Und am zweiten Weihnachtsfeiertag ist Ruhe in der Bude, wir essen Reste und sitzen eingemummelt auf dem Sofa und schauen fern. Ich freu' mich drauf. Mal sehen, ob ich dann zum ersten Mal seit Jahren nicht kurz vor einem Nervenzusammenbruch bin - nach Weihnachten, wenn alles vorbei ist.

 

Mein einziges Weihnachtsgeschenk, das ich mir gewünscht habe, ist ein Rauhnachts-Yoga-Retreat Anfang Januar, damit ich dann hoffentlich frisch und munter mit der Erbsenkönigin und allem anderen starten kann. Bis dahin bleibt mir nur, euch das unten Stehende zu wünschen! Lasst es euch gut gehen! (Teil 1 dieses Blogbeitrags findest du hier. Wenn dir dieser Artikel gefällt, freue ich mich über's Teilen in deinen Netzwerken!)

 

Ursula

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